Vigil und Abschlussmesse mit Papst Franziskus

Vigil und Abschlussmesse mit Papst Franziskus

Der Weg auf das Feld San Juan Pablo II

Wer schonmal mit der JUGEND 2000 bei einem Weltjugendtag dabei war, der weiß wie der Zeitplan am Abschlusswochenende aussieht. Ich erinnere mich noch an den Weltjugendtag in Krakau, als wir uns gefühlt mitten in der Nacht auf den Weg zum Abschlussgelände gemacht haben. Diesmal ist es zumindest schon hell. Wir treffen uns in der Kirche „Iglesia Nuestra Sra. del Carmen“ und beginnen den Tag mit der Heiligen Messe. In seiner Predigt greift Erich Maria Fink nochmals das Weltjugendtagsmotto auf und unterstreiche das Fiat Mariens mit den Stichworten: Gehorsam, Fügsamkeit und Hingabe. Mit der neuen Metro Linie 2, welche pünktlich zum Weltjugendtag fertiggestellt und in Betrieb genommen wurde, machen wir uns auf den Weg. Wir kommen ganz gut voran: Keine langen Wartezeiten, keine überfüllten Züge. An unserer Zielstation angekommen, geht es nun per Fußmarsch weiter, hin und wieder müssen wir geschickt tiefen Löchern auf dem Asphalt ausweichen, auf deren Grund nicht einmal zu sehen ist. Zu meiner großen Überraschung erreichen wir nach knapp 45 Minuten bereits die Eingangstore zum Feld. Zum Vergleich: In Krakau mussten wir einen Marsch von guten zwei Stunden zum Abschlussgelände zurücklegen. Zuvor holen wir uns noch unsere Essenspakete für die nächsten 24 Stunden ab. Immer wieder ein spannender Moment auf einem Weltjugendtag, welche Leckereien auf uns warten. Diesmal im Angebot: Eine Menge Cracker, Chips und Müsliriegel, Kornflakes (ohne Milch?), ein Apfel, Oliven, eine Tunfischdose, Würstchen in der Dose, Gemüse in der Dose, Pfirsichkompott (oder soetwas ähnliches) Wasser, Apfelsäfte, eine Packung Babytücher… und kein Besteck! Als wir später auf dem Feld sind, beginnt der Tauschhandel unter den Pilgern: Oliven werden gegen Tunfischdosen getauscht, Kekse gegen Müsliriegel.

Der Bezug von Sektor A1

Nachdem wir die äußerst strengen Einlasskontrollen passiert haben (die piepsenden Metalldetektoren bei einer Masse von tausenden Pilgern scheinen die Security Mitarbeiter wohl nicht gestört zu haben), laufen wir zielstrebig zu unserem Sektor A1. Und wo A1 draufsteht, ist auch A1 drin: Buchstäblich in der ersten Reihe schlagen wir unser Matratzenlager auf, mit freier Sicht auf die Bühne. Bei soeiner guten Position nimmt man auch mal den strengen Geruch des nahegelegenen Flusses in Kauf (nein, es waren nicht die Dixiklos!). Die sonnigen Lücken am ansonsten wolkenbedeckten Himmel haben es in sich. Trotz regelmäßigen Eincremens kommen einige Pilger nicht um einen Sonnenbrand herum. Die folgenden Stunden werden mit Musik und Animationen auf der Bühne gefüllt. Wer dem Programm nicht folgt, der spielt Volleyball, verfolgt spannende Kartentricks, unterhält sich angeregt mit dem Nachbarn oder hält ein Nachmittagsschläfchen im selbstgebauten Zelt unter einer Rettungsdecke. Ab 16 Uhr übernimmt meine neue beste Freundin das Mikrofon auf der Bühne. Hochmotiviert und mit einem etwas lauten Organ (Zitat Dominik von Radio Horeb: „Man benutzt ein Mikrofon eben genau deswegen, um NICHT schreien zu müssen) begrüßt sie die Pilger auf dem Feld und führt durch das Nachmittasprogramm. Selbst ohne Mikrofon hätte ihre Stimme problemlos mindestens Block D erreicht.

Einige Higlights für Insider:

  • Good Morning everybody!
  • Are you ready for a wonderful new day?
  • Where is Pakistan? Where is Costa Rica? Where is Europe?
  • Oder auch: We have some very important informations for… – WHERE IS COLUMBIA!!!??
  • The Pope is on his way and will arrive in a few minutes!

Aufgrund unseres hervorragenden Standortes sind wir hautnah dran, als der Papst im Papamobil, begleitet von Polizei & Sicherheitsdienst, zur Bühne chauffiert wird. So gelingen uns auch sehr gute Fotos (ihr könnt sie auf Instagramm, Facebook sowie auch auf der Website von Radio Horeb sehen). Der Eröffnunsansprache von Papst Franziksus folgen einige sehr berührende Zeugnisse sowie eine atemberaubende Tanzkoreographie.

Vigil, Fürbitten und Gebet zur Gottesmutter von Fatima

In seiner Ansprache in der Vigil verknüpft Papst Franziskus Glaubensfragen mit Begriffen wie „Cloud“, „Tutorial“ und „App“ und malt daraus anschauliche Bilder in der Alltagssprache der Jugendlichen. Er spricht von Maria als Influencerin Gottes, die uns mit Ihrem Ja ein Vorbild sein soll, alle Umstände des Lebens anzunehmen. „Nur das was man liebt, kann gerettet werden. Nur das was man annimmt, kann verwandelt werden“, dieses aussagekräftige Zitat wurde bereits auch in anderen Medienberichten immer wieder aufgegriffen. Dabei geht Papst Franziskus auch immer wieder auf die vorangegangenen Zeugnisgeber ein. Sehr aufrichtig auch seine abschließenden Worte: „Liebe Freunde, ich bitte euch auch, dass ihr in diesem persönlichen Gespräch mit Jesus für mich betet, damit auch ich keine Angst habe, das Leben anzunehmen, dass auch ich die Wurzeln bewahre und mit Maria sage: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast!“.

Hier gibt es eine Aufzeichnung der Vigil mit deutschsprachiger Übersetzung:

(Quelle: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-01/papst-franziskus-panama-wjt-2019-gebetsvigil-jugend-bericht.html)

Nach der Ansprache folgt eine Zeit der stillen Anbetung des Allerheiligsten, und wie bei jedem Weltjugendtag ist auch das wieder ein absoluter Gänsehautmoment. Während der Anbetung kann man trotz der rund 300.000 Besucher auf dem Feld die berühmte Stecknadel fallen hören – so ruhig und andächtig knien die Pilger aus aller Welt vor Jesus in der Eucharistie. Die Anbetung wird mit Fürbitten und einem Schlussgebet von Papst Franziskus beendet. Zum offiziellen Abschluss betet Papst Franziskus vor der Marienstatue aus Fatima, welche laut Angaben des Erzbistums Panama erstmalig seit dem Jahr 2000 die Gebetsstätte in Fatima verlassen hat.

Abendprogramm, Rosenkranz und eine schlaflose Nacht

Der Papst ist vom Feld abgereist, einige Tagesbesucher machen sich ebenfalls auf den Heimweg. Sogar Marly, die Tochter aus meiner Penonome Gastfamilie treffe ich kurz, gemeinsam mit ihrer Freundin Joa, mit welcher wir am Freitag unseren Strandausflug gemacht haben. Aus den Lautsprechern schallt Musik, überall werden Fahnen geschwenkt, es wird getanzt. Eben die klassische Kulisse eines Weltjugendtages. Gegen 23 Uhr dann eines meiner besonderen Highlights: Das Rosenkranzgebet. In verschiedenen Sprachen wird der Rosenkranz gemeinsam gebetet, mit einem „Ave Maria“ Zwischengesang nach jedem Gesätz, der unter die Haut geht. Warum ist das mein Highlight? Es ist einfach das gesamte Umfeld: Nach dem heißen Tag kühlt die Temperatur langsam etwas runter, auf dem Feld wird es stiller, einige schlafen sogar schon. Ich komme seit langer Zeit das erste Mal wieder so richtig zur Ruhe, ich bete jede Perle ganz bewußt, und trotz Müdigkeit bin ich geistig absolut präsent. Für mich persönlich ein sehr intensiver Moment. Meine Schlafpläne werden durch eine singende und tanzende Gruppe von Mexikanern durchkreuzt. Dazu gesellt sich gegen zwei Uhr Nachts noch ein Straßenzug von südamerikanischen Pilgern. Trommeln dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Zum Glück schließen sich die beiden Gruppen zusammen und marschieren musizierend wieder zurück Richtung Block B. Schlafen kann ich noch immer nicht. So vertreibe ich mir die Zeit mit einem abwechslungsreichen Gespräch mit meiner Nachbarin Marina, dank unserer geistreichen und lustigen Gesprächsthemen vergeht die Zeit wie im Flug und schon ist es halb vier. Augen zu, wenigstens ein paar Stunden Schlaf sind noch zu retten…

Good Morning Everybody! Abschlussmesse mit Papst Franziskus und Rückkehr zu den Unterkünften

… oder auch nicht. „Good Morning everybody!“ dröhnt es ohne Vorwarnung aus den überdimensionalen Boxen. Ich öffne die Augen: tiefste Nacht! Der Mond steht noch weit oben am Himmel. Ein Blick auf mein Smartphone verrät, dass es sechs Uhr morgens ist. Sanftes Aufwachen geht anders. Vor mir, neben mir und hinter mir sehe ich plötzlich ganz neue Leute. Es haben sich einige Tagesbesucher für die Abschlussmesse in unserem Block einquartiert. Nichteinmal der Gang aufs Klo ist möglich, denn bereits 20 Minuten nach „Good morning everybody“ ist der Durchgang zu den Toiletten abgesperrt. Der Papst ist unterwegs („The Pope will arrive in a few minutes…”). Glücklicher Weise beginnt die Abschlussmesse bereits um 08:00 Uhr, so dass wir einen Teil der Mittagshitze vermeiden können. Das Kernelement seiner Predigt ist Gottes erfahrbares Wirken im Jetzt. Das Leben findest nicht morgen statt, sondern jetzt. Die Liebe Gottes können wir im Heute, im Jetzt erfahren.

Hier gibt es eine Aufzeichnung der Abschlussmesse inkl. Deutschsprachiger Übersetzung:

(Quelle: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-01/papst-franziskus-panama-wjt-2019-predigt-abschluss-messe-wortlau.html)

Spannend, aber für die Meisten keine große Überraschung, ist zum Abschluss die Verkündigung des Veranstaltungsortes des nächsten Weltjugendtages:

Der nächste Weltjugendtag findet 2022 in Lissabon, Portugal statt.

Lauter Jubel und wehende portugiesische Fahnen der Freude einen Ausdruck.
Der Heimweg funktioniert relativ gut. Dank meiner Freunde von Radio Horeb komme ich in den Genuss eines klimatisierten Abhol-Services (Danke Peter!). In der Unterkunft angekommen, gönne ich mir eine kühle Dusche, ein Bierchen und eine Runde Schlaf.

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