Reise und Ankunft in Panama City
Abschied in Penonome
In weiser Voraussicht habe ich einen Großteil meiner Sachen schon gestern Abend gepackt, denn heute Morgen bleibt nicht viel Zeit. Der Wecker klingelt um 06:40 Uhr, ein letztes Mal frühstücken in meiner Gastfamilie in Penonome. Von den abenteuerlichen Frühstücksgewohnheiten habe ich ja in den vergangenen Beiträgen bereits ausführlich berichtet, auch am letzten Tag wurde die proteinreiche Tradition selbstverständlich eingehalten. Vor unserer Abfahrt zur Kirche beten wir gemeinsam, meine Mitpilgerin Judith und ich dürfen unsere Gastfamilie noch segnen. Ein letztes Mal bringen uns unsere Gastmama / bzw. Gastoma und unser Gastpapa mit dem Auto zur Kathedrale. Zahlreiche Gastfamilien und Pilgergruppen liegen sich auf dem Parkplatz in den Armen, machen Fotos und tauschen letzte Geschenke aus. Auch ich muss mir das eine oder andere Tränchen unterdrücken, als wir uns zum Abschiedsfoto aufstellen. Diese Menschen sind mir in den vergangenen Tagen so herzlich, offen und fürsorglich begegnet, auch wenn es kitschig klingen mag: Ich habe mich tatsächlich schon fast als Teil der Familie gefühlt. Ähnliches höre ich auch von anderen Mitpilgern. Diese vier Tage waren eine sehr gute Gelegenheit, die Menschen und deren Mentalität kennen zu lernen. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – sie so einfach sind, haben sie so ein großes Herz. Danke an alle Gastfamilien, die sich so liebevoll um uns gekümmert haben. Ich habe euch tief ins Herz geschlossen.
Als wir uns auf den Weg zu unseren Bussen machen, begegnet uns noch die einzig wahre „Frede“. Ich habe noch nicht von ihr berichtet, aber sie ist einfach eine Legende und verdient auf jeden Fall eine Erwähnung. Frede ist die Nachbarin unserer Gastmama, eine kleine aber feine Dame gehobeneren Alters, die uns immer wieder über den Weg gelaufen ist und uns wohl auch sehr ins Herz geschlossen hat. Sie ist sogar am Donnerstagabend mit uns durch die halbe Stadt gelaufen und hat uns bei unserem abendlichem Umtrunk Gesellschaft geleistet. Sie schien es sehr genossen zu haben, in einer Gruppe junger, überwiegend männlicher Menschen aufgenommen zu sein. Unsere Gastmama hat uns erklärt, das Frede eigentlich Fremden gegenüber eher reserviert ist. Ein Händedruck sei schon das höchste der Gefühle. Uns umarmt und küsst Frede jedoch, was selbst unsere Gastmama sehr überrascht. Interessant ist auch die Info, dass Frede eigentlich in den Orden eintreten wollte. Warum es nicht geklappt hat, habe ich nicht ganz verstanden. Oh Frede, ich könnte Dir einen ganzen Artikel widmen, vielleicht folgt das noch in einem „Best of“.
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Heilige Messe und Zwischenstopp am Beach
In unseren klimatisierten Bussen machen wir uns auf nach Panama City. Auf der Reise halten wir an einem kleinen Kirchlein Namens „Capilla San Juan Bosco“ und feiern die Heilige Messe. Martin Schnirch greift in seiner Predigt das Thema des roten Fadens auf, welches Daniel Rietzler bereits in seiner Eröffnungskatechese am Donnerstag aufgezeigt hat. Martin setzt dabei den Fokus auf die Gegenwart. Die Gegenwart mutig anzunehmen. Das bedeutet auch: Herausforderungen anzunehmen. Mit dem Blick auf das Tagesevangelium Mk 2, 18-22 heißt das: Alte Denkweisen aufgeben und offen für das Neue sein. So dürfen wir uns voller Offenheit auf unseren weiteren Weg nach Panama City machen. Doch vorher erwartet uns ein Zwischenstopp am Strand von Santa Clara. Ein Déjà-vu für mich – erst gestern waren wir mit unserer Gastfamilie hier. Ich gönne mir einen leckeren Kokoßnuss Drink für zwei Dollar. Eine gute Investition, sehr erfrischend! Badespaß im Meer, relaxen in der Hängematte, Strandspaziergänge, Mittagessen – jeder findet hier das passende Programm.
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Ankunft in Panama City und Bezug der Quartiere
Am späteren Nachmittag geht unsere Fahrt weiter. Dank eines Fensterplatzes in der letzten Reihe unseres Reisebusses darf ich die schöne Landschaft Panamas besichtigen, eine malerische Kulisse aus Bergen, kleinen Dörfern und südamerikanischer Vegetation. Gegen 20 Uhr kommen wir an der Kirche „Iglesia Nuestra Senora del Carmen“, in relativ zentraler Lage an. Ein krasser Kontrast zur vergleichsweisen ruhigen Kulisse in Penonome: eine Skyline mit Hochhäusern, große und stark befahrene Hauptstraßen, glitzernde Lichter, ein deutlich schwüleres Klima und auch ein noch höheres Pilgeraufkommen empfangen uns hier. Bevor wir auf unsere Gastfamilien aufgeteilt werden, vergehen noch etwa zwei Stunden. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe pilgern wir los, um uns auf die Suche nach unserem Abendessen zu machen. Wie bei jedem Weltjugendtag, gibt es auch in Panama das bekannte Essenscheck-System. Doch trotz zentraler Lage ist das Angebot in unserem unmittelbaren Umfeld relativ begrenzt. Nur eine Handvoll Restaurants und Fastfood-Ketten bieten hier Essenspakete für Pilger an. Und diese sind natürlich gnadenlos überlaufen. Ich hoffe, dass sich das in den kommenden Tagen bessert. Nach und nach werden wir auf unsere Gastfamilien verteilt, ich lande in einer Gruppe von 15 Pilgern. Welche Gastfamilie hat denn so viel Platz? Die Antwort ist schnell geklärt: Unsere Unterkunft für die Nächste Woche ist ein Büro der nahegelegenen ortsansässigen Karmeliten. Hier dürfen wir uns zwischen Schreibtischen und Werkbänken und auf dem Balkon verteilen. Nur zwei verfügbare Bäder vereinfachen die Situation nicht unbedingt. Immerhin: Die Aussicht ist toll. Aus der sechsten Etage blicken wir auf die Innenstadt von Panama. Und Wlan Zugriff habe ich hier auch, so kann ich meinen Laptop hochfahren und meinen ersten Beitrag aus Panama City schreiben. Neben meinem Schreibtisch habe ich bereits Schlafsack und Isomatte auf dem weißen Fliesenboden ausgebreitet. In diesem Sinne: Gute Nacht.
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